sabato 29 agosto 2015

Entwicklung der römischen Stadtplanung (1)

Der orthogonale Städtebau der Griechen

Die alten Griechen haben viel über die Stadt nachgedacht, über ihre beste politische und städtebauliche, und sie entwickelten sehr klare Vorstellungen hinsichtlich der idealen Grösse einer “polis”. Eine “polis”, wie alle anderen antiken Stadtstaaten, war ein selbständiges politisches Gemeinwesen, das auch wirtschaftlich unabhängig sein musste. Dieses Prinzip verlangte ein Gleichgewicht zwischen der Einwohnerzahl und den Ressourcen des umgebenden Landes. Wenn die Einwohnerzahl einer Stadt über das hinaus gewachsen war, was das Land versorgen konnte, dekretierte die Stadtregierung die Gründung einer Kolonie, in welche die überzählige Bevölkerung geschickt wurde. Jede dieser Kolonien bildete ihrerseits wieder ein selbständiges Gemeinwesen, blieb aber aufgrund der Verwandtschaftsbeziehungen und der Heimatliebe mit der Mutterstadt verbunden. Auf diese Weise entstanden viele neue Städte griechischer Kultur in Kleinasien, in Süditalien und in Sizilien.

In Süditalien und Sizilien entstanden griechische Kolonialstädte mit orthogonalem Grundriss schon im 7. und 6. Jahrhundert v.Chr., darunter Metapontum und Selinus, beide sicher vor 500 v.Chr., das 580 v.Chr. gegründete Akragas (Agrigent), Neapolis aus dem Jahre 446 v. Chr. Die Gründung von Thurioi neben dem zerstörten Sybaris war die ein gesamtgriechisches Unternehmen unter Führung Athens. Von Diodor (1) erfahren wir einige Details dieser Koloniegründung, so von der Befragung eines Orakels, der Auffindung einer Quelle, der Errichtung der Stadtmauern, der Anlage eines Netzes breiter Hauptstrassen (plateiai) – in der einen Richtung vier, in der anderen drei – und schliesslich von der Anlage der Gebäude, die durch Nebenstrassen (stenopoi) erschlossen waren. Wenige Jahre später (433/432 v.Chr.) folgte die Gründung von Herakleia. Aus dem 5. Jahrhundert stammt auch der Stadtplan von Poseidonia (Paestum). Die Anfänge orthogonaler griechischer Stadtplanung in Süditalien reichen jedoch noch weiter zurück. Aufschlussreich sind in dieser Hinsicht die Ausgrabungen von Megara Hyblea (2) gewesen, das der Tradition nach im Jahre 753 v.Chr. gegründet worden sein soll und das 483 v.Chr. durch Syrakus zerstört wurde. Dank der archäologischen Ausgrabungen wissen wir, dass das geradlinige, wenn auch nicht rechtwinklige Strassennetz von Megara Hyblea aus der Zeit zwischen 650 und 600 v.Chr. stammt, und es gibt Hinweise dafür, dass es auf einem noch älteren aufbaut, dass bei der Gründung der Kolonie im 8. Jahrhundert v.Chr. angelegt wurde (3).

Nicht nur im italisch-sizilischen, sondern auch im griechisch-kleinasiatischen Raum erhielten bestehende und neue Städte orthogonale Bebauungspläne nach “hippodamischen” Muster. Olynthos, eine alte Hügelstadt auf der Thrakischen Chalkidike, wurde im Jahre 432 v.Chr. um ein neues, nach orthogonalem Muster angelegtes Quartier erweitert. Im Jahr 408-7 v.Chr. schufen sich die Rhodier, die bis dahin verstreut in einzelnen Dörfern gelebt hatten, eine Zentralstadt, die sie nach orthogonalem Muster anlegten. Um 360 v.Chr. entstand der Plan für Knidos, etwa gleichzeitig derjenige für Priene, das zwar keine sehr grosse aber dafür sehr elegante Stadt war.


Wohnviertel in Olynth

Die Reihe orthogonal angelegter Städte setzt sich in hellenistischer Zeit fort. Nach dem Tode Alexanders des Grossen im Jahre 323 v.Chr. entstand in Kleinasien und in Syrien eine Reihe von Königreichen und Fürstentümern, deren Herrscher ihrer neuen Macht durch die Anlage von Residenzstädten Ausdruck verleihen oder durch grosszügige Stadtsanierungen sich die Gunst des Volkes zu gewinnen suchten. Zu diesen Städten gehören das Pergamon der Attaliden, die Stadt Halikarnassos des Königs Mausolos, die Städte Aigai, Assos, Alinda, Labranda, das pisidische Antiochia, Sagalassos, Termessos, Kremna und Attalaia.

In Syrien und in Ägypten stellte sich das Problem etwas anders. Dort ging es darum, griechische Militär- und Verwaltungszentren in einem Land zu errichten, das bereits ein lange Stadttradition hatte. Plutarch (4) spricht davon, dass Alexander bereits nicht weniger als 70 Städte, darunter Alexandria gegründet habe. Alle diese Stadte erhielten, nach dem Vorbild der Kolonien, einen “hippodamischen” Grundriss. In Syrien und Mesopotamien entstehen Seleukia, die Hauptstadt des Seleucos Nicator und die Nachfolgerin Babylons, Antiochia, Damaskus, das nach neuem Plan erweitert wurde, Laodikea, Apamea und Beroea (Aleppo), Dura Europos, eine andere Seleukidenstadt am Euphrat.

Eines der Probleme, mit den sich die griechischen Philosophen des Altertums auseinandergesetzt haben, war die ideale Grösse einer Stadt. Und weil zu jener Zeit die Geometrie eine hochentwickelte und hochgeschätzte Wissenschaft war, versuchte man, das Problem mit deren Mitteln zu lösen. So hatte Platon (5) ausgerechnet, dass eine idealgrosse Stadt von 5040 Familien bewohnt sein müsse und begründet diese Zahl mit ihrer Teilbarkeit durch nichtweniger als 59 Divisoren (6). In völliger Nichtachtung der Natur sozialer und wirtschaftlicher Prozesse bestimmte er, dass eine Stadt nur dann dauerhaft sein könne, wenn die Zahl der Familien ständig die gleiche bliebe (7), und dass im Falle einer Überschreitung derselben, die überschüssige Bevölkerung fortgeschickt werden müsse, um anderenorts eine Kolonie zu gründen.

Aristoteles (8), ein Schüler Platons, war in dieser Beziehung schon vorsichtiger und hat sich nicht auf eine bestimmte Zahl festgelegt. Ausserdem zog er es vor, von der zahlenmässigen Obergrenze einer Stadtbevölkerung zu sprechen und nicht von ihrer idealen Grösse, aber auch für ihn ist das Schlimmste, was einer Stadt passieren kann, eine Übervölkerung, weil eine übergrosse Masse von Menschen nicht regierbar sei. Nach Aristoteles (9) sollte eine Stadt gerade so gross sein, dass ihre wirtschaftliche Selbständigkeit und ihre Regierbarkeit garantiert bleiben..

Anmerkungen
(1)   Diodor XII 10
(2)   Vallet, Villard et Auberson: Experiénces coloniales en Occident et urbanisme grec: Le fouilles de Megara Hyblea; in: Annales de l’Ecole française 25, 4, (1970), p. 1102-1113 (avec plans)
(3)   Ward Perkins, J.: Cities …., op.cit. S. 23-24
(4)   Plutarch, Alex. I 5
(5)   Platon, Nomoi V, 737-738
(6)   Die Zahl 5040 ist das Produkt aus 1 x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 x 7
(7)   Platon, Nomai, V 740b
(8)   Aristoteles, Politik VII, 4
(9)   Aristoteles, Politik VII, 5

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